Emotionale Bindung als Grundbedürfnis des Kindes

Bindung ist definiert als ein emotionales Band zwischen einem Kind und seiner Bezugsperson, welches diese über Raum und Zeit hinweg miteinander verbindet. Dieses emotionale Band ist als Motivationssystem zu verstehen, welches die Regulation von Nähe und Distanz zur Bindungsperson in Abhängigkeit von innerem Zustand und äußeren Gegebenheiten steuert. Kinder können zu mehr als einer Bezugsperson Bindungen entwickeln, aber nicht zu vielen. Mit Bindungsbeziehungen gehen viele der intensivsten Gefühle einher. Die Entstehung und Aufrechterhaltung geht mit Liebe einher, der Verlust mit Trauer und Kummer. Bindungen sind schützenswert auch deshalb, weil ihr Abbruch sich als ungünstig und sogar schädlich für die weitere Entwicklung eines Kindes erwiesen hat.

Gegenstand dieses Seminars sind im Einzelnen Erkenntnisse der empirischen Bindungsforschung zu den folgenden Aspekten:

1. Bedingungen und Phasen der Bindungsentwicklung
2. Bindungstoleranz als Komponente der Erziehungsfähigkeit
3. Bindung als Schutzfaktor und Bindungsabbruch als Risikofaktor für die psychische Entwicklung
4. Fragen der Aufrechterhaltung von Bindungsbeziehungen im Falle von notwendig gewordener oder werdender Fremdunterbringung eines Kindes
5. Wille des Kindes als weiteres wichtiges Kriterium des Kindeswohls neben der Bindung
6. Verankerung des Bindungsbedürfnisses und des Kindeswillens in der Gesetzgebung